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Jarchas - Origen - Teorías - Estilo

(comp.) Justo Fernández López

Historia de la literatura española

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Die Jarchas

Arab. hariga = ‘die / das außen Stehende’ (um 1050)       

Ein 8-Silber, 4-Zeiler, Assonanz

Die in altiberoromanischer Sprache geschriebenen, an arabisches oder hebräisches Gedicht gefügte Zeilen.

Bezeichnung der spanisch-arabisch gemischten Schlussstrophe einer bestimmten Gattung (muwaššah) arabischer oder hebräischer (meist Liebes-) Lyrik.

Der 8-Silber gehört zu den ältesten Versen der spanischen Dichtung.

Ungefähre Datierung der etwa fünfzig bisher bekannten Jarchas: um 1050.

Damit die älteste Lyrik der romanischen Literaturen.

Wichtiger aber noch als sein bloßer Existenznachweis in den ältesten Zeugnissen spanischer Dichtung ist die ebenso frühe Bezeugung seines einheimischen volkstümlichen Charakters.

Thematische Übereinstimmung zwischen jarchas und portugiesisch-galizischen cantigas d’amigo.

Habib ist das am häufigsten vorkommende Wort, dar arabisch = ‘Freund, Geliebter’ bezeichnet.

In den jarchas im Gesamten wird ein städtisches Klima spürbar: In den romanischen Zeilen ist eine Atmosphäre der Melancholie vorherrschend, handelt es sich doch zum Beispiel oft um die Worte eines jungen Mädchens, das die Abwesenheit des Geliebten beklagt. Gerade im Hinblick auf die Atmosphäre der Melancholie hat man mit Nachdruck die spätere lyrische Tradition der Pyrenäenhalbinsel und spanische, galicische, portugiesische Liebeslieder zitiert. Auch den Anruf an die Mutter haben die jarchas mit den galicisch-portugiesischen Liebeslieder gemeinsam.

Las leyes de la jarcha nach der Schrift eines Ägypters aus dem Ende des 13. Jds.:

  • Die jarcha soll überraschend und elektrisierend sein.

  • Sie muss in direktem Stil verfasst sein: also ist sie in den Mund einer Person, eines Lebewesens oder eines personifizierten leblosen Wesens gelegt. In den Versen, die unmittelbar vorhergehen, befindet sich eine Verbform, die in Übersetzung etwa so viel wie „dijo“, „gritó“, „cantó“ besagt.

  • Die jarcha muss in vulgärarabischer oder in romanischer Sprache vorliegen.

  • Sie muss gebildet sein, bevor der Hauptteil des Gedichtes geformt wird.

  • Wenn ein Dichter sich selbst nicht in der Lage fühlt, die jarcha zu dichten, so kann er sie von einem anderen übernehmen.

Die jarchas sind oft volkstümlich und zudem schon selbständig, so kann sie ein Dichter sie in seine Schöpfung eingliedern. Aber von wem hat der Dichter sie übernommen, falls es sich nicht um sein eigenes Werk handelt?

Theorien über den Ursprung der jarchas

Américo Castro

Castro glaubt nicht an das Bestehen einer romanischen Lyrik im mittelalterlichen Spanien. In seinem 1948 erschienenem Werk España en su historia, hat er der Überzeugung Ausdruck gegeben, dass die jarchas ohne weiteres als Erzeugnis der Muselmanen oder Juden angesehen werden könnten und man nicht an eine schöpferische Tätigkeit der im arabischen Gebiet lebenden Romanen denken müsse. Bei Muselmanen und Juden wurden, so meint er, erotische Gefühle mit natürlicher Einfachheit ausgedrückt.

Die Traditionalisten

Emilio García Gómez, Menéndez Pidal, Sánchez Albornoz.

No cabe - siempre a mi modo de ver - otra solución que la de suponer que ambas jarchas tenían curso independiente como poemillas breves que corrían entre el pueblo, y que eran suficientemente célebres o bellos para que un poeta culto los recogiese y enganchase en sus muwaššhas, al estilo de como luego, en poesía española, se hizo tantas veces y por tantos autores, que glosaron o insertaron en poemas suyos villancicos populares. [Emilio García Gómez]

Für Menéndez Pidal gab es im mittelalterlichen Spanien eine volkstümliche Lyrik gegeben. Die Gründe:

  • Zeugnisse lateinischer Autoren beweisen, dass die Bevölkerung des südlichen Spaniens (Cádiz) schon zu römischer Zeit durch ihre Begabung für die Kunst der Lyrik hervorragte.

  • Fünf Autoren der römischen Literatur, alle ungefähr im ersten nachchristlichen Jahrhundert wirkend, berichten von der Kunst der südspanischen Lieder und Tänze und der Bewunderung, die sie damals in Rom fanden. Es sind: Strabo, Martial, Statius, Juvenal und Plinius d. J. Bei Juvenal lesen wir vom „canorus chorus“, vom tönenden Chor der Mädchen aus Cádiz. „Iocosa Gades“: „Bellus homo est ... / .../ cantica qui ... Gaditana susurrat“.

  • Historische Texte des Mittelalters: Chronica Adefonsi Imperatoris. Dort lesen wir von der Existenz von Liedern in romanischer Muttersprache.

  • Struktur- und Motivähnlichkeiten zwischen jarchas auf der einen und den Gebilden der iberoromanischen Lyrik als Ganzes gesehen auf der anderen Seite.

Nach Menéndez Pidal gab es drei Zweige eines Stammes:

  • die ursprünglichen andalusischen Gesänge, von denen die jarchas Zeugnis ablegen

  • die galicisch-portugiesische cantigas d’amigo

  • die villancicos castellanos

Nach Sánchez Albornoz gab es im mittelalterlichen Spanien nicht nur eine romanische Lyrik in Andalusien, sondern ebenfalls eine solche in Galicien. Er glaubt, dass die drei Zweige von Menéndez Pidal zusammenhängen:

  • In den jarchas wird nur von „amigo“ gresprochen, während die villancicos eine große Vielfalt zeigen: „amado“, „buen amor“, „amigo“, „buen amigo“.

  • Also sind die in den Cancioneros castellanos enthaltene villancicos jünger als die jarchas. Auch die Untersuchung der Metrik würde ergeben, dass die villancicos sich erst später aus der frühromanischen Lyrik Andalusiens entwickelt hätten.

Zusammenfassend

Es gab im hohen Mittelalter in Spanien drei Arten von Lyrik:

  • die lateinische von Klerikern verfasste und auf niedergeschriebene Lyrik

  • die in romanischer Sprache mündlich tradierte und

  • die in romanischer Sprache schriftlich fixierte volkstümliche Dichtung (zur ihr gehören die jarchas)

Auf Grund des Vorhandenseins der schon im römischen Spanien bekannten gaditanischen Lieder, auf Grund der Existenz der Gesänge, von denen die Chronica Adefosi Imperatoris berichtet, auf Grund der erst seit einigen Jahrzehnten bekannten jarchas möchte sich leicht die Überzeugung herausbilden, dass es seit frühester Zeit eine typisch spanische Lyrik gegeben habe, die gegenüber dem anderen, großen Lyrikstrom der Pyrenäenhalbinsel, der galicisch-portugiesischen Lyrik nämlich, nachdrücklicher abgehoben werden müsse. Zeugnisse für diese höchst bedeutende galicisch-portugiesische Verskunst stellen im 13. Jd. etwa die Cantigas König Alfons des Weisen dar.

Also die spanische Literatur beginnt nicht mit dem Poema de Mío Cid (1140), sondern mit noch hundert Jahre (1050) älterer Lyrik der jarchas.

 

Testbeispiel

Moderne spanische Version

Tant’ amáre, tant’ amáre,

habib, tant’ amáre,

enfermaron uelios gaios,

e dolen tan male.

Tanto amar, tanto amar,

amigo, tanto amar,

enfermaron unos ojos alegres

y ahora duelen tanto.

 

Im Original in hebräischen Buchstaben geschriebener, unvokalisierter Konsonantentext:

 

Original

Tnt’ m’ry  tnt’ m’ry

hbyb tnt ’am’ry

’nfrmyrwn  wlywš gydš

ydwln tn m’ly

 

Deutsche Version

Soviel Liebe, soviel Liebe,

Freund, soviel Liebe

machte ein Paar Augen

krank, die vorher fröhlich

war und das jetzt soviel

Schmerz empfindet.

 

Von Gedichten, die aus einem in orientalischer Sprache abgefassten Hauptteil und einem in altiberoromanischer Sprache verfassten Abschluss bestehen, sind uns insgesamt 64 überliefert und zwar 41 mit Hauptteil in arabischer, 23 mit Hauptteil in hebräischer Sprache.

Blicken wir auf die äußere Form, so sehen wir solche, die aus zwei, die aus drei und auch solche, die aus vier „Versen“ bestehen.

“Y ahora nos sale al paso, nada menos que a comienzos del siglo XII, una auténtica „copla“ popular, octosilábica, asonantada, idéntica en su forma a las que hoy resuenan de continuo en toda España y sirven para la incesante efusión lírica popular, desde Andalucía a Asturias, desde  Cataluña y Aragón hasta Galicia y Portugal. Sabemos ahora de cierto que la copla octosilábica vivió ignorada de todos los eruditos por ser mirada como muy vulgar, vivió en estado latente desde tiempo inmemorial hasta que en el siglo XII un insigne poeta hebreo nos salvó del olvido eterno una muestra.”  

[Ramón Menéndez Pidal: Cantos románicos andalusíes - Continuadores de una lírica latina vulgar. En: Boletín de la RAE 31, 1951, p. 187-270]

Wir entdecken in den jarchas häufig Formulierungsarten, die in der späteren Entwicklung der spanischen Lyrik weiterleben. So taucht die in den Mund des liebenden Mädchens gelegte Frage „¿qué haré?“ - „was soll ich tun?“ - auf.

„La jarcha, llamada también markaz, es una estrofa final de la moaxaca, pero constituye, no obstante, el núcleo, la parte esencial de la composición, en torno de la cual gira todo el poema. Puede estar expresada en lengua romance o en árabe coloquial, aunque utiliza en su escritura los caracteres árabes o hebreos, según que forme parte, respectivamente, de moaxajas árabes o hebreas. Suele ponerse en boca de un personaje distinto del poeta, con frecuencia, de una mujer. La jarcha romance es, según García Gómez, una coplilla “ya existente”, manifestación de una literatura popular de los mozárabes, de la que el poeta se apropia y toma como base rítmica para elaborar sobre ella su composición, de tal manera que éste viene a ser en realidad el encuadre o marco poético de aquella copla, que figurará como estrofa final del poema.

Su desciframiento suele encerrar enormes dificultades, debidas a aparecer sólo la parte consonántica de los vocablos romances que las componen como consecuencia de la utilización de las escrituras árabe o hebrea, caracterizadas ambas por el empleo de sonidos consonánticos, con exclusión de los vocálicos. Si a ello se añade el deficiente conocimiento que tenemos de la lengua mozárabe, y el hallarse mezcladas palabras árabes con las romances, se comprenderá fácilmente las distintas interpretaciones que se dan de una misma jarcha por los tratadistas.  [García Gómez, Emilio: El apasionante cancionerillo mozárabe. „Clavileño“ 3 (1950) 19]

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